life Schreiadler: Gefährdung

Gefährdungsstatus

Europa

Schreiadler gelten weltweit und in Europa als nicht gefährdet („least concern“). Allerdings liegt ihr Verbreitungsgebiet zu 95% in Europa, und der Erhaltungszustand der Population wird als ungünstig eingeschätzt. Weil Europa die Verantwortung für das Überleben der Art trägt, besitzt der Schreiadler eine große naturschutzfachliche Bedeutung.

Deutschland

In Deutschland ist die Situation dramatisch. Gemeinsam mit den Gefahren auf dem Zugweg führen der fortwährende Verlust von Grünland, die Entwässerung von Feuchtgebieten und die Intensivierung der Forstwirtschaft zu einem stetig fallenden Trend der deutschen Population. Folgerichtig werden Schreiadler sowohl in der Roten Liste Deutschlands, als auch der Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern als vom Aussterben bedroht eingestuft – Rote Liste Kategorie 1. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Bayern und Baden-Württemberg gelten Schreiadler bereits als ausgestorben. Nach dem vom Menschen verursachten Aussterben von Steinadler und Schlangenadler im norddeutschen Tiefland ist die Gefahr groß, dass hier eine weitere Adlerart ihren letzten Flügelschlag getan hat.

Gefahren durch Änderung der Landnutzung

Im Wesentlichen sind es drei Entwicklungen, die dem letzten Schreiadler-Vorkommen in Deutschland mehr und mehr die Eignung entziehen.
1. Einstmals abgelegene, unzerschnittene Lebensräume werden zunehmend erschlossen. So arbeiteten im Verbreitungsgebiet Anfang 2011 bereits über 600 Windkraftanlagen. Die Anzahl der Anflugopfer ist unbekannt, denn nur einzelne Anlagen wurden daraufhin untersucht. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Errichtung von Windkraftanlagen und der Aufgabe von Brutplätzen ist zwar nicht nachgewiesen, jedoch ist der Bruterfolg mit der Anzahl der Rotoren und ihrer Nähe zum Brutplatz deutlich geringer (Scheller 2007). Diese Gefahr ist vor dem Hintergrund der ohnehin geringen Reproduktionsraten der Schreiadler noch dramatischer zu bewerten.
2. Verheerend verläuft auch die Entwicklung auf den Nahrungsflächen. Um ein ausreichendes Nahrungsangebot zu gewährleisten, benötigen Schreiadler mind. 100 ha Grünland in 1 km Entfernung um ihren Brutwald. Im Zuge veränderter Rahmenbedingungen, z.B. der Abschaffung von Stilllegungsprämien, werden mehr und mehr Ackerbrachen und vor allem trockenes und feuchtes Grünland zu intensiv genutztem Ackerland umgewandelt. In Mais, Raps und dichten Getreidebeständen können Schreiadler jedoch weder ihr Jagdverhalten ausüben, noch bieten die Flächen Nahrung. Einen Hoffnungsschimmer stellt der Trend zur Umstellung auf ökologische Landbewirtschaftung dar. Der Flächenanteil ökologisch bewirtschafteter Flächen reicht in den meisten Brutrevieren jedoch noch nicht aus.
3. Wenn Schreiadlerpaare einen Wald als Brutplatz ausgewählt haben, bleiben sie ihm über viele Jahre treu. Diese Tradition wird sogar an die Nachkommen weitergereicht. In Brandenburg sind über 100 Jahre alte Brutplätze bekannt. Jedoch steigen seit etwa 10 Jahren die Holzpreise deutlich, wodurch die Zahl der Holzeinschläge zunimmt. Diese Nutzungsänderungen wirken sich z.B. durch den Verlust von Altholzbeständen negativ auf die Lebensraumeignung für Schreiadler, aber auch andere Großvogelarten wie den Schwarzstorch aus und führen zu vermeidbaren Störungen am Brutplatz. Der Schreiadler ist während der Brutzeit ein heimlicher und störungsempfindlicher Waldbewohner. Holzeinschlag oder Jagdereignisse während der Brutzeit haben häufig den Abbruch des einzigen Brutversuchs zur Folge.

Gefahren auf dem Zug

Insbesondere für die unerfahrenen Jungvögel ist die selbstständige Reise während des Herbst- und Winterzuges durch ungefähr 20 Länder eine sehr gefährliche Prüfung. Nur 2 von 5 jungen Schreiadlern überleben deshalb das erste Lebensjahr. Häufig werden sie Opfer direkter Verfolgung. In den meisten Fällen werden sie abgeschossen, z.T. aber auch vergiftet.
Eine zunehmende Gefahr stellen riesige küstennahe Windparks dar, die u.a. in Ägypten geplant sind.

Trend Schreiadler
Bestandstrend des Schreiadlers in Deutschland (Quelle: Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg)
Wintergetreide
Grünlandumbruch
verwaistes Revier
intensive Waldnutzung
Entwässerung im Wald
Jungadler auf dem Zug
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